Charlotte Eicher
Karl-Heinz Schwall

Charlotte Eicher ist "Lehrling des Monats" - Auszubildende Konditorin macht Leidenschaft zum BerufIn der Backstube viel glücklicher als im Hörsaal

Als 18-Jährige hörte Charlotte Eicher auf ihr Bauchgefühl und brach das Jurastudium in Trier zugunsten einer Konditorenlehre ab. Bereut hat sie diesen Schritt nie – im Gegenteil: „Ich bin froh, dass ich letztendlich den richtigen Weg eingeschlagen habe“, sagt die Auszubildende. Ihren Gesellenbrief wird Charlotte voraussichtlich schon im kommenden Sommer in der Tasche haben, da sie ihre Ausbildungszeit um ein Jahr verkürzen konnte. Für ihr Engagement und ihre guten Leistungen zeichnete die Handwerkskammer Charlotte zum „Lehrling des Monats“ aus.
 
Nach einem Schulpraktikum beim Anwalt in der 9. Klasse hatte Charlotte sich zunächst für ein Studium entschieden. „Nach dem G8-Abitur wollte ich das Beste herausholen und studieren“, erzählt sie, „und wegen der positiven Erfahrungen im Praktikum hatte ich mich für Jura entschieden. Nach dem ersten Semester wurde mir allerdings bewusst, was mich erwartet: täglich nur büffeln, Theorie über Theorie. Das ist nicht meine Welt!“, erklärt Charlotte. „Ich habe mich gefragt, was ich wirklich will. Und das sollte etwas Kreatives sein“, ergänzt die heute 20-Jährige.

Dabei hatte sie ihre Leidenschaft schon als Kind entdeckt. Mit elf Jahren bereitete sie Kuchen zu, als Teenager erste Sahnetorten. „Schon damals hat es mich fasziniert, wie man aus wenigen Zutaten etwas Neues schaffen und anderen damit eine Freude machen kann“, sagt Charlotte. Ihren Ausbildungsbetrieb fand sie im Internet: „Bei der Lehrstellensuche im Konditorenhandwerk bin ich auf das Café Razen gestoßen. Davon war ich so begeistert, dass ich mich dort beworben habe. Nach dem Probearbeiten wurde ich dort angenommen.“

Charlotte hat viel Freude an ihrer Arbeit und geht darin auf, sich kreativ einzubringen. Zu ihren liebsten Aufgaben gehören filigrane Dekorationsarbeiten, zum Beispiel das Bemalen und Verzieren von Torten. „Konditor ist ein anspruchsvoller Beruf, den man nicht unterschätzen sollte. Man braucht eine gute Auffassungsgabe und muss sich konzentrieren können. Da ist Köpfchen ist gefragt und ein gewisses Händchen, vor allem aber Hingabe.“ Mit all diesen Eigenschaften ist die geschickte Charlotte ausgerüstet. Selbst nach einem anstrengenden Arbeitstag lässt sie sich nicht vom Backen abhalten – meist für ihre Lieben. Zum Beispiel eine vierstöckige Hochzeitstorte, weizen- und sojafreie Backwaren für eine Allergikerin im Freundeskreis oder eine Eigenkreation für den Herr-der-Ringe-Fan, „eine Torte mit der Ring-Inschrift auf Elbisch drumherum. Und obendrauf prangt Saurons Auge“, wie sie freudig erzählt. Solche kniffligen Herausforderungen würden ihr die Arbeit noch mehr versüßen, sagt sie.

Wichtig findet Charlotte auch den viel zitierten Blick über den Tellerrand. „Ein von der Handwerkskammer organisierter Lehrlingsaustausch in die Nähe von Paris hat mir wertvolle Einblicke ins internationale Konditorenwesen eröffnet“, sagt die zielstrebige Auszubildende. „Handwerk ist überall anders, da gibt es noch viel zu entdecken. Durch meinen Beruf ist mir bewusst geworden, dass ich meine Berufung gefunden habe.“ Nach der Gesellenprüfung strebt sie den Meistertitel an: „Inzwischen weiß ich genau, was ich will.“ Wenn sie genug Erfahrung gesammelt hat, möchte sie sich selbstständig machen. Charlotte schwebt ein Cateringservice für Süßes und Herzhaftes vor, mit dem sie Menschen mit Lebensmittelallergien und -unverträglichkeiten glücklich machen kann.